Photokina ade

Photokina Ade

Photokina ade

 

 

Es geht um die Pressmitteilung der Köln-Messe vom Ende November 2020

Wortlaut der PM * s.u.

 

Meine Sicht - dies einmal vorausgeschickt - ist sehr subjektiv, weil ich ein einfacher Fotoamateur bin, der 30 km von Köln entfernt wohnt. Ich war ab 2000 oder später dort, als mein Interesse an Fotografie wuchs und die Digitalisierung auch die Fotobranche erfasste. Die Photokina selbst ist nur vier Jahre älter als ich und es lohnt sich ( auf youtube) die schwarz-weißen Photokina Wochenschauen aus den 50 Jahren anzusehen, damals, als die neuen Kameras noch aus Wetzlar oder Wiesbaden kamen.

 

Mal ehrlich: warum war ich auf der Photokina, zunehmend mit weniger freudig-gespannter Erwartung , spätestens seit 2018 und zunehmend genervt... aber zurück auf Anfang:

 

Ja, auch die ANUGA oder die GRÜNE WOCHE können interessant sein: das Business, das hektische Präsentieren und Verkaufen, Anzugträger und Hostessen, fremde Sprachen, Zukunftsgeruch...

Eine Oktoberfest der Produkte, der Geruch der großen-weiten Welt. Es war eigentlich nie meine Absicht, die Photokina zu besuchen, um eine konkrete Kaufentscheidung zu treffen, dazu war es viel zu hektisch, zu laut und an den Ständen wurde gedrängelt.

Ganz profan ging es mir darum

· den Spaß an den Informationen rundum die Fotografie und das Wissen aus erster Hand zu haben

· kostenlos Zeitschriften abzuschleppen oder auch mal Bücher zu gewinnen( gab es auch 2018 nicht mehr)

· Prospekte u.a. zu sammeln um sie zuhause durchzuschauen und 90% wegzuwerfen ( auch 2018 schon massiv weniger)

· an Vorträgen und workshops teilzunehmen und dabei bekannten Fotografen über die Schulter zu schauen

· paar attraktive Models zu fotografieren, was eigentlich peinlich ist, ich gebe es zu

  (die letzte „Nacktmesse“ war 2014 oder früher - heute gäbe es oben-Ohne-Proteste

  von femen und die OB würde absagen)

 

Was hat den Niedergang beschleunigt

 

1 weltweite Trends

 

1.1. Disruption durchs Internet

Niemand hat wahrscheinlich vermutet, wie sehr das Internet als weltweite digitale Kommunikations- und Distributionsmaschine viele Branchen im Kern zerstört

 

1.2. Information über youtube

Ich kann mich heute bequem und ohne zusätzliche Kosten zu jedem Thema über youtube informieren. Es hat sich - auch in Deutschland - eine Handvoll youtube affiner Vlogger herausgebildet, die nicht alle zu den TOP Fotografen zählen, aber dauernd etwas zu erzählen haben ( Wiesner, Krolop&Gerst, Jaworsky) Youtube ist der Marketingkanal, um workshops u.a. zu verkaufen. Die neuesten Objektive werden drei Tage nach Erscheinen besprochen, warum soll ich mir dann noch eine Zeitschrift kaufen, deren Aktualitätszyklus vier Wochen oder mehr beträgt. Ähnlich wie beim game-play ist es sehr angenehm, anderen bei der Arbeit zuzuschauen. Werbung im Internet ist zielgenauer, spezifischer, billiger, aktueller, weltweit problemlos verfügbar.

 

1.3. Smartphone killed the camera star

Die Fotobranche - also Japan und China insbesondere - erleidet durch den smartphone Boom und katalysiert durch Corona einen massiven Umsatzrückgang, teilweise um 50 % oder mehr. OLYMPUS wird verkauft, NIKON leidet, bleiben SONY und CANON oder gar nur SONY übrig.

 

Die Hersteller haben zu spät auf den Siegeszug des smartphone reagiert - wobei der Siegeszug in nur wenigen Jahren erfolgte: erst 2007 wurde mit dem iphone das erste wirkliche smartphone vorgestellt, erst nach 2010 kamen akzeptable smartphones mit Kameras auf den Markt.

 

Die Hersteller - vornehmlich die Platzhirsche NIKON und CANON habe sehr spät auf die drohende Kannibalisierung durch die spiegellosen Systemkameras reagiert. Ab 2014 ist Sony vorgeprescht und jetzt klarer Marktführer bei den spiegellosen. CANON und NIKON kamen erst 2018. Was passieren kann, hat KODAK vorgemacht.

 

Die erstaunlichen Fähigkeiten der smartphone Kameras beruhen auf Rechenpower und KI. Was auch mein eigenes smartphone leistet, auch in schwierigen Aufnahmesituationen , kann ich mit meiner „traditionellen“ Kamera nur mit viel Know-How und Aufwand erreichen.

KI macht gerade in gleiche Weise gerade traditionelle Bildbearbeitungsprogramme obsolet LUMINAR 4). In wenigen Jahren werden Kameras Liebhaberobjekte aus einer vergangenen Zeit sein, so wie es Vinyliebhaber im Zeitalter von spotify gibt.

 

1.3. Messen sind Dinosaurier

Grundsätzlich haben es alle Messen schwer, die Photokina ist nicht der einzige Dinosaurier, der stirbt oder dahinsiecht ( CEBIT Hannover, Automobilausstellung Frankfurt, Musikmesse Frankfurt etc.)

Corona hat zudem gezeigt, wie man sich auch ohne weltweite Anreise, Flug- und Hotelkosten in virtuellen Videokonferenzen begegnen kann. Das sieht alles auf einmal anachronistisch aus und wird es auch bleiben.

 

Zunehmend veranstalten sowohl die großen Hersteller wie auch die großen Fotogeschäfte

eigene Summits bzw. Hausmessen, um neue Produkte unabhängig vom Rhythmus der Photokina vorstellen zu können (FOTO KOCH, FOTO HAMER) . Mit viel Herzblut entwickelte Formate wie die photoadventure zeigen, wie es gehen kann: engagiert, zielgruppennah, praxisorientiert.

 

Die Produktklassen verschwimmen. Die Photokina hat darauf mit dem Begriff des IMAGINING zu antworten versucht - etwas unbeholfen. SONY ist wie SAMSUNG ein breitaufgestellter Elektronik und Digitalanbieter, die Kamerasparte tendenziell so etwas wie ein Luxus add on . Übrigens stecken ja auch SONY Sensoren in den allermeisten Kameramodellen der verschiedenen Anbieter. Meines Wissens setzt nur CANON auf eigene Sensoren.

 

1.4. Professionelle Fotografen kämpfen ums Überleben

Auch dies hat wiederum mit dem Siegeszug der Digitalisierung zu tun. Ich benenne dies absichtlich sehr allgemein, denn die Digitalsierung ist der Grund dafür, dass ich heute nicht unbedingt Spezialkenntnisse haben muss, um gute Bilder zu machen. Die Dunkelkammer ist digital , das Smartphone ist digital, alles ist digital verfügbar auf Knopfdruck.

Warum soll ich den Hochzeitsfotografen für 3000 € bestellen, wenn es Onkel Otto irgendwie auch kann und von seinen fotos ein fotobuch bastelt.

Musste man früher für gewisse Anlässe zum Fotografen, ist das heute ein Luxus, den man sich leisten möchte.

 

2. messe-eigene Gründe

- 70 Jahre alt und angestaubt -

Der Magnetismus der Photokina , das Erlebnis funktioniert nicht mehr

Köln ist nicht der Nabel der Welt, andere machen es auch schlauer

Die äusserst verwirrende Terminverschiebung - vom Herbst in Frühjahr , dann jährlich , dann Absage, ist m.E. ein klarer Managementfehler gewesen und hat alle verunsichert. Panik ist kein guter Ratgeber. Ab 2018 hatten schon große traditionelle „systemrelevante“ Hersteller ihr Erscheinen abgesagt (Leica, Olympus Nikon) , mit der Verschiebung auf den Jahresrhythmus wurden es noch mehr.

 

wie auch in den Kommentaren ** erwähnt, hat die Messe selbst dazu beigetragen:

· bekannt schlechter und teurer Sercive

· Vernachlässigung der künstlerischen Fotografie in der Kunst- und Fotostadt Köln

· lieblose Ausstellungskonzeption

· keine akustisch abgetrennten, leisen areas für workshops etc.

· keine klare Trennung KonsumentenMesse oder Fachmesse

 

© Uli Gilles , Medienpädagoge, Hennef 30.11.2020 urheberrechtlich geschützt

Kontakt ugi4you@web.de

 

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Quelle

https://www.heise.de/forum/c-t-Fotografie/News-Kommentare/Koelnmesse-Photokina-bis-auf-Weiteres-ausgesetzt/Wieder-eine-Messe-kaputtgebastelt/posting-37887159/show/

 

Wieder eine Messe kaputtgebastelt

Eine Leitmesse kann man nicht "mal eben ein bisschen aussetzen". Weil andere nur auf so eine Gelegenheit warten, die Lücke um jeden Preis mit sich selbst zu füllen versuchen und dann ruckzuck eine andere Messe für dieses Thema etabliert ist.Aber ausgerechnet mit rückläufigen besucherzahlen zu argumentieren, wo doch die letzten Male immer von neuen Rekorden gersprochen wurde, ist schon albern.Mit der Photokina waren die Veranstalter die letzten Jahre sehr gierig: Zu gierig, meiner Meinung nach.
Erst hörte man von Standbetreibern, dass die Standmieten sehr stark gestiegen seien. Kleinere konnten oder wollten sich das teilweise gar nicht mehr leisten, einige Größere hatten ihre Auftritte teils deutlich verkleinert.
Alles, was nicht um Technik und direkt verkaufbare Produkte ging, wurde zurückgefahren, zum Beispiel die Ausstellungsflächen.
Das Catering wurde immer schlechter. Ob auch teurer, weiß ich gar nicht. Aber die Qualität wäre sogar zu einem normalen Preis erbärmlich gewesen, für die überteuerten Messepreise war sie eine Ohrfeige für jeden Besucher oder Anbieter.
Dazu so gut wie keine Sitzplätze außerhalb von Gastronomiebereichen (vor allem bei schlechtem Wetter, wenn der Hof dazu nicht geeignet war). Wer sich also mal eine halbe Stunde setzen wollte, musste ins Restaurant und überteuerten Biomüll kaufen.
Dann diese abgedrehten Sparkonzepte wie dass ein Stand nur die Hot Dogs verkauft, ein anderer die Kaltgetränke und ein dritter den Kaffee. Ja klar, für einen Hot Dog und ein Wasser lässt man die Leute zweimal ne halbe Stunde anstehen (denn so überlastet waren die Stände immer, wenn ich dort war). Da konnte man sich dann überlegen, ob man sein Getränk warm oder den Hot Dog kalt werden lassen möchte.Die Besucherzahlen wurden meinem Empfinden nach geschönt, indem man Horden von Teenies die Zutrittskarten geradezu nachgeworfen hat. Zwar ist es schön, dass sich auch der Nachwuchs interessiert und herangeführt wird, aber das hätte man ein bisschen kanalisieren müssen. Die Aussteller müssen einen Messeauftritt auch wirtschaftlich vertreten können und wenn die potentiell solventeren Erwachsenen durch die Trauben der Teenies gar nicht mehr zu den Produkten kommen, dann ist das nicht gut für dieses Ziel.Dann kam die Gier mit "ab jetzt jährlich" (mag noch sinnvoll sein im Zeitalter der schnellen elektronsichen Evolution mancher Geräte) und dem Plan, zwischen dem letzten zweijährlichen und dem dann jährlichen Zyklus nur ein halbes Jahr liegen zu lassen. Oh Wunder, viele davor treue Anbieter sagten ab. Und je mehr das taten, umso logischer mustsen weitere abspringen, denn zu einer etwas besseren Sony- oder Canon-Hausmesse kommen zu wenige Besucher.

 

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weitere Kommentar auf Heise

 

"Standparties" ist nicht unbedingt das, was ich unter "persönliche Kontakte" verstehe  . Ich denke, dass auf reinen Fachmessen wie z.B. der Bauma der persönliche Kontakt zwischen Ausstellermitarbeitern und Messebesuchern weiterhin eine große Rolle spielt und solche Messen länger leben.

Bei der CeBIT habe ich mich immer gefragt, was das normale Publikum dorthin getrieben hat. Ich war das letzte Mal vor 30 Jahren dort als Job-Suchender, bei den ein oder zwei Besuchen vorher fand ich den Ertrag für einen IT-interessierten Privatmenschen eher mager.

Bei der Photokina ist zum einen sicherlich relevant, dass bei vielen Leuten die Kaufentscheidung für eine Kamera nicht mehr unabhängig von der für ein mobiles Telefon ist, weil beide mittlerweile im gleichen Gehäuse stecken.
Die Leute, die von den großen Kamera-Herstellern als der in Zukunft noch gewinnbringende Markt angesehen werden, haben sich zu einem großen Teil in ein System eingekauft, das sie so schnell nicht wechseln, weswegen sie auch nicht das Bedürfnis haben, auf einer Messe verschiedene Herstellerangebote miteinander zu vergleichen, da zählen eher herstellerspezifische Informationen, die man auch/besser woanders bekommt.
Sofern die Hersteller noch Produktentwicklungen mit Zieltermin Photokina betrieben haben, dürften die Terminverlegungen sicherlich nicht hilfreich gewesen sein. Umgekehrt tun sich die Hersteller auch schwerer, anvisierte Termine zu halten.

Für Zubehör wie z.B. Stative wäre eine Messe vermutlich noch für relativ viele Leute interessant, aber ohne die Zugpferde der Kamerahersteller wird das wohl für eine Messe nicht ausreichen, zumindestens nicht im bislang gewohnten Format.

Ich habe über Jahre von Ausstellern gehört, dass sie ernsthaft überlegen, nochmals zu kommen, weil die Preise so erhöht wurden, und ich habe von vielen Besuchern gleiches gehört - da aber ging es neben dem Eintrittspreis um anderes, siehe oben.

Tja. "Einstweilen ausgesetzt". Es war schön mit Dir, Photokina.

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Die photokina wird bis auf Weiteres ausgesetzt

 

Rückgänge im Imagingmarkt zwingen zu hartem Schnitt nach 70 Jahren

Angesichts der weiter massiv rückläufigen Entwicklung in den Märkten für Imaging-Produkte hat die Koelnmesse entschieden, die Durchführung der photokina am Standort Köln vorerst auszusetzen. "Die Rahmenbedingungen der Branche bieten leider aktuell keine tragfähige Basis der internationalen Leitmesse für Foto, Video und Imaging", sagt Gerald Böse, Vorsitzender der Geschäftsführung der Koelnmesse. "Dieser harte Schnitt nach einer 70-jährigen gemeinsamen Geschichte ist uns sehr schwergefallen. Die Entwicklung der Branche, mit der uns stets eine enge und vertrauensvolle Partnerschaft verbunden hat, schmerzt uns sehr. Aber wir stellen uns der Sachlage mit einer klaren, ehrlichen Entscheidung gegen die Fortsetzung der Veranstaltung, die leider für uns ohne Alternative ist."

Schon vor der Corona-Pandemie war der Imagingmarkt mit jährlich zweistelligen Rückgängen stark in Bewegung. Die Dynamik hat sich 2020 massiv verstärkt und war zuletzt mit einem Minus im Bereich um die 50 Prozent verbunden. Dies hat sich zur photokina, die seit 1950 für Generationen in Köln die erste Adresse für die Imaging-Industrie war und die zu den besonders positiv und emotional besetzten Marken in der Messewelt zählt, in jüngerer Vergangenheit stark bemerkbar gemacht.

Seit 2014 hat die Koelnmesse gemeinsam mit dem Photoindustrie-Verband Konsequenzen aus der rückläufigen Entwicklung des Marktes gezogen und mit grundlegenden Konzeptanpassungen sowie hohen Investitionen in neue Aussteller- und Besuchersegmente reagiert. "Diese konzeptionellen Veränderungen haben ebenso wie eine Turnusänderung und ein Terminwechsel die Situation der Veranstaltung aber letztlich nicht grundlegend verbessert", so Geschäftsführer Oliver Frese, Chief Operating Officer der Koelnmesse. "Es wird heute mehr fotografiert als je zuvor, doch auch die Integration der Smartphone-Foto- und
-Videografie sowie der Bildkommunikation z.B. via Social Media konnten den Ausfall großer Teile des klassischen Markts nicht kompensieren. So ist die Gesamtlage mit dem Qualitätsanspruch der photokina als einer weltweit renommierten Marke, die für höchste Qualität und Professionalität im internationalen Imaging-Markt steht, nicht vereinbar."

Die Koelnmesse hat ihre Entscheidung in enger Abstimmung mit dem Photoindustrie-Verband getroffen. PIV-Vorsitzender Kai Hillebrandt: "Unsere Partner in Köln haben alles getan, die photokina als globale Leitmesse zu erhalten. Die damit verbundenen Erwartungen der gesamten Imaging-Community hätte die Veranstaltung aber 2022 in der Tat nicht erfüllen können. Deshalb gehen wir seitens des Verbands diesen leider unabwendbaren Schritt mit. Wir bedanken uns beim Kölner Team für großartige gemeinsame 70 Jahre!"

 

 

Quelle

https://www.koelnmesse.de/news/fuer-medienvertreter/pressemitteilungen/pressemitteilungen-3.php?aktion=pfach&p1id=kmpresse_kmu&format=html&base=&tp=kme9&search=&pmid=kmeigen.kmpresse_1606469656&start=0&anzahl=10&channel=kmeigen&language=d&archiv=

 

in der Pressemitteilung vom 28.11.2020 ist von einer nächsten Photokina vom 18.-21.5.2022 ( statt 2021 ) die Rede - um sich an die Bedürfnisse des Marktes , der Firmen und Besucher anzupassen, ich glaube nicht daran, außerdem hat man das immer zu tun.

 

 

 

 

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